Bei vielen Karriereseiten hat man den Eindruck, dass das Smartphone oder die in effekthascherische Design-Gimmicks verliebte Agentur oder Recruiting-Abteilung die Gestaltung bestimmt und nicht der potenzielle Bewerber. Doch das Gegenteil sollte der Fall sein: Nicht Mobile First, sondern Candidate First lautet die Devise. Bei einem kandidatenzentrierten Recruiting-Ansatz und damit einer kandidatenzentrierten Karriereseite sollte immer der Nutzer mit seinen Bedürfnissen und Erwartungen im Mittelpunkt der Bemühungen stehen – und zwar unabhängig vom verwendeten Endgerät.
Denn eine zu starke Fokussierung auf das Smartphone kann Bewerber kosten.
Übersichtliche und gut strukturierte Karriereseite ist für den Recruiting-Erfolg unerlässlich
Eine übersichtliche und gut strukturierte Karriereseite ist für den Recruiting-Erfolg unerlässlich. Funktionalitäten, die keinen Mehrwert bieten und von den Nutzern nicht verstanden und/oder nicht intuitiv bedient werden können, sind nicht nur nutzlos, sondern können im schlimmsten Fall zu Bewerbungsabbrüchen führen. So sind beispielsweise „Nice-to-have“-Funktionen wie Chatbots oder Social-Sharing-Funktionen deutlich geringer zu bewerten als eine intuitive Navigation, ein funktionales Stellenportal oder der „Jetzt bewerben“-Button.
Vor allem aber dürfen Funktionalitäten nicht zu Lasten der Usability und/oder der Ladezeiten der Website gehen. Ebenso darf bei aller Mobile First-Euphorie (oft missverstanden als „Mobile Only“) nicht vergessen werden, dass in den verschiedenen Phasen des Bewerbungsprozesses bzw. bei den jeweiligen Zielgruppen unterschiedlichste Endgeräte vom Smartphone bis zum Desktop zum Einsatz kommen.
Beste Bewerbungs-UX auf allen Endgeräten ermöglichen
Auch Karriereseiten werden zunehmend nach dem Mobile-First-Prinzip umgesetzt. Was auf den ersten Blick sinnvoll erscheint – schließlich ist das Smartphone doch der ständige Begleiter im Alltag – entpuppt sich jedoch schnell als fataler Irrtum. So zeigen aktuelle Nutzungsdaten z. B., dass 51,3 % der Zugriffe über den Desktop erfolgen und damit nach wie vor eine zentrale Rolle spielen. Über mobile Endgeräte greifen 46,7 % der Nutzer auf das Internet zu, während die Nutzung über Tablets nur einen verschwindend geringen Anteil ausmacht.
Das genutzte Endgerät ist (auch) abhängig von der Bewerbungsphase
Zudem unterscheiden sich die Gerätepräferenzen der Nutzer je nach Bewerbungsphase: So dominiert bei der Stellensuche die Nutzung des Smartphones (42,9 %), während beim Ausfüllen des Bewerbungsformulars Desktop und Laptop dominieren (80,2 %; 53,7 % Laptop, 26,5 % Desktop).
34,5 % der Jobsuchenden wiederum würden einen Bewerbungsprozess abbrechen, wenn sie sich nicht mobil bewerben können. Noch ein paar Zahlen aus der Praxis gefällig? In einem aktuellen Projekt erfolgten 63 % der Zugriffe auf die Karriereseite (und damit auf das unternehmenseigene Stellenportal, die Stellenanzeigen und das Bewerbungsformular) via Smartphone, lediglich 36 % über Desktop/Laptop und verschwindende 1 % rufen die Karriereseite über ein Tablet auf.
Hier zeigt sich das Dilemma: Auch wenn je nach Kernzielgruppe des Unternehmens viele Zugriffe auf die Karriereseite und in der Folge (sofern nicht mobil optimierte Bewerbungsformulare dem entgegenwirken) viele Bewerbungen mobil erfolgen, bleiben bei einer strikten Mobilfokussierung Laptop- oder Desktop-Nutzer auf der Strecke.
Der Bewerber steht im Mittelpunkt
Zwar wird zusätzlich eine Desktop-fähige Variante umgesetzt, diese ist aber oft nicht wirklich für die Desktop-Nutzung optimiert, entspricht nicht dem mentalen Modell des Nutzers und muss stattdessen dem Mobile-First-Gedanken weichen. „Mobile First, Desktop Worst„, so die traurige Realität, die potenzielle Bewerber oft ratlos zurücklässt.
Burger bitte nur mobil servieren!
Ein klassisches Beispiel für schlecht durchdachte Mobile-First-Ansätze ist das Burger-Menü. Was auf Smartphones sinnvoll ist, weil Platz gespart werden muss, wird oft 1:1 auf die Desktop-Version übertragen – obwohl hier genug Platz für eine klassische Navigation wäre.
Tatsächlich wird die Auffindbarkeit der Website-Inhalte durch das Burger-Menü in der Desktop-Version um fast die Hälfte reduziert, da die Hauptnavigation auf diese Weise ausgeblendet wird. Außerdem dauert es länger und erfordert zusätzliche Klicks, um die Inhalte zu finden, was nicht nur erhöhte (aber vermeidbare!) Interaktionskosten für den Nutzer bedeutet, sondern im schlimmsten Fall dazu führt, dass der Besucher die Seite verlässt und sich nicht bewirbt.
Navigation in der Desktop-Ansicht immer vollständig darstellen
Eine bessere Lösung: Die Navigation wird vollständig sichtbar in der Desktop-Ansicht dargestellt. So bleiben wichtige Inhalte auf einen Blick auffindbar, die User Experience (UX) verbessert sich deutlich und die Absprungrate (aka Bewerbungsabbrüche) sinkt. Oft führt der Fokus auf Mobile First zudem dazu, dass (im Verhältnis zur Bildschirmgröße) wenig Text in großen (Farb-)Flächen untergeht (und Platz verschwendet wird) oder große Bilder viel Leerraum dominieren (dito).
Auf jedem Endgerät die bestmögliche Candidate Experience sicherstellen
Natürlich können Websites auf verschiedenen Geräten oder mit unterschiedlichen Bildschirmauflösungen nie identisch aussehen. Dennoch muss nicht nur sichergestellt werden, dass die Usability der Seiten konsistent ist – sei es die Navigation an sich, die UX des Stellenportals oder des Bewerbungsprozesses – sondern auch, dass auf jedem Endgerät die bestmögliche Candidate Journey vom ersten bis zum letzten Kontaktpunkt gewährleistet ist.
Bewerbungsprozesse mobil denken
Ein weiteres Problem eines (oft zu kurz gedachten) Mobile First-Ansatzes ist häufig auch, dass zwar die Karriereseite für das Smartphone überoptimiert ist, der anschließende Bewerbungsprozess aber auf die Lösungen des ATS-Anbieters ausgelagert wird, die in vielen Fällen nicht der Candidate First-Philosophie entsprechen (und oft nicht fürs Smartphone optimiert sind). Neben der Problematik der Medienbrüche ergeben sich hier weitere Probleme wie z. B.
- Versteckte und/oder schlecht sichtbare Call-to-Actions (CTA): Der „Jetzt bewerben“-Button ist nicht immer im sichtbaren Bereich platziert oder unauffällig gestaltet, sodass eine Bewerbung schnell zur Geduldsprobe wird und zu Bewerbungsabbrüchen führt.
- Umständliche, nicht zielgruppengerechte Bewerbungsformulare: Zu viele unnötige Eingabefelder, Upload-Anforderungen (z. B. Lebenslauf oder Anschreiben) oder unklare Pflichtfelder schrecken Nutzer ab und führen zu Bewerbungsabbrüchen.
- Nicht zielgruppen- und endgerätegerechte Bewerbungsprozesse: Nur wenige Nutzer haben Bewerbungsunterlagen auf ihrem Smartphone gespeichert, viele nutzen auch keine Cloud-Dienste, um dort einen aktuellen Lebenslauf und/oder ein Anschreiben vorzuhalten. Auch hier sind Bewerbungsabbrüche vorprogrammiert.
Candidate First: Mobile und Desktop zusammen denken
Wird die Candidate First-Philosophie nicht auf die gesamte Bewerbungsarchitektur übertragen, führt das unweigerlich nicht nur zu Bewerbungsabbrüchen, sondern auch zu negativen Auswirkungen auf deine Arbeitgebermarke. Um dies zu vermeiden, solltest du bei der Gestaltung deiner Karriereseite folgende Punkte berücksichtigen:
- Responsive Design: Egal ob Smartphone, Tablet oder Desktop, deine Karriereseite passt sich jedem Endgerät an und ermöglicht überall eine optimale Candidate Experience.
- Intuitive Navigation: Keine Burger-Menüs auf dem Desktop, sondern eine ständig sichtbare Hauptnavigation, die sich intuitiv erschließt, sorgt dafür, dass der Nutzer schnell zum Ziel kommt.
- Durchdachte Bewerbungsarchitektur: Nur eine durchdachte Bewerbungsarchitektur, die auf jedem Endgerät funktioniert, ermöglicht eine 1a Candidate Experience und sorgt für die bestmögliche Conversion.
- Optimierter Bewerbungsprozess: Einfache, übersichtliche, kurze Formulare, die auch mobil ausgefüllt werden können und auf Uploads verzichten (nicht WhatsApp!), reduzieren Bewerbungsabbrüche und sorgen für eine bessere Conversion.
- Sichtbare CTA-Buttons: Ein sichtbarer „Jetzt bewerben“-Button, der auch ohne Scrollen erreichbar ist, verbessert die Wahrscheinlichkeit einer Bewerbung.
- Schnelle Ladezeiten: Bewerber verlassen langsam ladende Seiten, daher sollte unabhängig vom Endgerät darauf geachtet werden, dass die Seiten schnell geladen werden.
Fazit: Candidate First ist das Gebot der Stunde
Auch wenn das Smartphone für viele zu klein und unpraktisch sein mag, um eine Bewerbung zu schreiben und zu versenden (was letztlich auch eine Folge von nicht optimierten Bewerbungsformularen/-prozessen ist), gibt es immer mehr Menschen, die weder Desktop noch Laptop besitzen und das Smartphone als „PC-Ersatz“ nutzen. Für die Entwicklung von Karriereseiten bedeutet das:
Mobil optimierte Seiten sind wichtig, aber Mobile First ist zu kurz gedacht.
Candidate First muss die Devise sein.
Denn nur so ist gewährleistet, dass ein (potenzieller) Bewerber einerseits auf allen Endgeräten die Informationen und Services vorfindet, die seinen Erwartungen (und Erfahrungen) entsprechen, und andererseits auf allen Endgeräten die Seiten und Funktionen intuitiv nutzen und sich bewerben kann.
Positive Candidate Experience als Leitbild für die Gestaltung einer Karriereseite
Eine positive Candidate Experience sollte immer das Leitbild bei der Gestaltung einer Karriereseite sein. Es geht darum, einen kandidatenzentrierten Bewerbungsprozess so einfach, intuitiv und benutzerfreundlich wie möglich zu gestalten – auf jedem Endgerät.
Stell dir einfach die Frage: Will ich eine Karriereseite, die die Agentur oder die Recruiting-Abteilung begeistert und HR-Awards abräumt – oder eine, die Bewerbungen generiert? Ich denke, die Antwort liegt auf der Hand.
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