Ein Menüpunkt, der auf den Karrierebereich eines Unternehmens verweist, sollte doch logischerweise auch „Karriere“ heißen, oder? Schließlich ist der Begriff zurückzuführen auf die „Career Websites“, die in den späten 90er-Jahren ihren Weg aus den USA auch nach Deutschland fanden. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten richteten Unternehmen als erste Nation eigene Karrierebereiche auf ihren Websites ein, die dann konsequenterweise über den Menüpunkt „Careers“ zugänglich waren.
Von der Career-Website zur Karriereseite
Dieses Konzept wurde dann von global agierenden deutschen Unternehmen wie Bertelsmann, Audi oder Siemens hierzulande ab 1995 auch auf ihre deutschen Websites übertragen. Der Karriere-Button, also eine Schaltfläche, die auf den Karrierebereich führt, war geboren. Der Rest ist, wenn man so will, Geschichte.
Nun hat sich das Karriere-Verständnis in den letzten Jahren stark verändert, das Ziel, die Karriereleiter um jeden Preis zu erklimmen, ist heutzutage für viele gar nicht mehr erstrebenswert, für die meisten Menschen zählen wichtigere Werte. Da ist die Frage schon berechtigt, ob der Begriff „Karriere“ überhaupt noch treffend ist. Aber was, wenn nicht „Karriere“? „Jobs“? „Jobs & Karriere”? Oder etwas ganz anderes? Ein Blick auf zwei Studien und der gesunde Menschenverstand helfen bei der Beantwortung der Frage.
Wie sollte man einen Menüpunkt nennen, der auf den Karrierebereich des Unternehmens verweist?
Geht es um den Menüpunkt, der auf den Karrierebereich einer Unternehmenswebsite verweist, so ist es eigentlich ganz logisch, diesen “Karriere” zu nennen. Schließlich wird die Schaltfläche seitdem es Karriereseiten in Deutschland gibt – also seit rund 30 Jahren – beschreibend so benannt: „Karriere“. Ein Begriff, der durch ewige Prägung auch in den Gehirnwindungen der Nutzer verankert ist (wir sprechen hier dann vom sogenannten mentalen Modell). Und darüber hinaus ein Begriff, der, wenn man eine Unternehmenswebsite abscannt, auch aus dem Augenwinkel bzw. unterbewusst wahrgenommen wird. Er hat also auch eine gewisse Impulswirkung, die man sich zunutze machen sollte. Schließlich gibt es viele durchaus wechselwillige Besucher der Unternehmenswebsite, die sich, wenn man ihnen diesen Impuls gibt, gerne mit dir als Arbeitgeber auseinandersetzen. Das setzt aber zwei Dinge voraus:
- Der Karriere-Button ist prominent im sichtbaren Bereich, also in der Hauptnavigation, platziert.
- Nach Klick auf diesen Button landet der Nutzer auf einer Karriereseite, die mit relevanten Informationen begeistert und eine schnelle Stellensuche und Bewerbung ermöglicht.
Kein Karriere-Button? Keine Bewerber!
Wird dieser Menüpunkt nicht entsprechend benannt, so wird er im Zweifelsfall auch nicht wahrgenommen. Ein paar Beispiele: Im Bereich Gesundheit & Soziales ist der Begriff „Karriere“ eher verpönt. Stattdessen wird – sofern denn überhaupt eine Karriereseite vorhanden ist – dann mit Begriffen wie „Mitarbeitende“ oder „Menschen bei uns“ gearbeitet. Mit der Folge, dass dieser Begriff und damit die Seite nicht wahrgenommen wird (und infolgedessen Bewerbungen ausbleiben), weil man ja nach dem scannt oder unterbewusst das wahrnimmt, was man kennt und mit dem man eine Erwartung verknüpft, also in diesem speziellen Fall den Begriff „Karriere“. Auch Menübezeichnungen wie „Arbeiten“ oder „Steig ein“ oder ähnliche sind aus diesem Grund nicht geeignet. Weswegen man schon allein vom gesunden Menschenverstand her an der Bezeichnung „Karriere“ festhalten sollte. Oder? Schaun mer mal …
Bezeichnung „Jobs“ ist für Stellenangebote vorbehalten
Denn es gibt ja auch Unternehmen, die bezeichnen den Menüpunkt, der auf den Karrierebereich führt mit „Jobs“. Auch wenn das schon besser ist als bspw. „Mitarbeitende“ od. Ä. – was impliziert der Begriff „Jobs“? Richtig! Nämlich, dass man nach Klick auf den entsprechenden Menüpunkt dort auch die Stellenangebote des Unternehmens findet. Nicht mehr und nicht weniger. Eine Karriere-Website besteht ja bekanntermaßen aus weitaus mehr als nur den Jobs. Im Idealfall zumindest. Ansonsten wäre der Begriff Karriereseite auch falsch. Und insofern ist der Begriff „Jobs“ auch nicht der richtige.
Menüpunkt „Jobs“ führt zu den Stellenangeboten
Dieser ist nämlich dem Menüpunkt auf der Karriereseite vorbehalten, der wiederum zu den Stellenangeboten führt. Was dann umgekehrt die Schlussfolgerung zulässt, diesen Menüpunkt wiederum „Stellenangebote“ zu nennen. Was wiederum aus zwei Gründen nicht ganz optimal ist: Einerseits ist der Begriff „Jobs“ stärker beim Nutzer verankert (Stichwort: mentales Modell) und auch Google zeigt deutlich mehr Suchen nach „Jobs“ als nach „Stellenangebote“. Andererseits ist der Begriff „Stellenangebote“ auch deutlich länger als „Jobs“, was ein Thema bei der Gestaltung des Navigationsmenüs ist, wo es auf jedes Zeichen ankommt.
„Jobs“, „Karriere“ oder doch etwas ganz anderes?
Nun kann man Vermutungen anstellen, eine teure Agentur beauftragen, einen Kreativ-Workshop einberufen oder selbst unter der Dusche auf eine Eingebung warten – oder das machen, was du in deinem Job ohnehin viel öfter machen solltest: deine Zielgruppe befragen.
Genau das haben softgarden und ich im Rahmen unserer Karriereseiten-Studie gemacht. Wir haben Bewerber nicht nur gefragt, wie der Menüpunkt heißen sollte, sondern auch, wo Bewerber ihn erwarten. Auch wenn klar ist, dass der Menüpunkt für die Karriereseite in die Hauptnavigation gehört und die Studie dies bestätigt, soll es in diesem Artikel aber erst einmal nur um die Bezeichnung gehen.
Bewerber favorisieren „Jobs & Karriere“ als Bezeichnung für den Karriere-Button
Bei der Bezeichnung des Karriere-Buttons gibt es mit 59,3 Prozent der Stimmen einen klaren Favoriten: „Jobs & Karriere” sollte der Button heißen. Eigentlich naheliegend, denn eine Karriereseite sollte für beides stehen: Relevante Informationen über den Arbeitgeber, die zur Selbstselektion geeignet sind, UND die Stellenangebote des Unternehmens. Das waren die Ergebnisse der Umfrage:
- Jobs & Karriere: 59,3 Prozent
- Karriere: 30,3 Prozent
- Jobs: 6 Prozent
- Arbeiten bei … : 2 Prozent
- Über uns: 1,62 Prozent
- Sonstiges: 0,8 Prozent
Was mich überrascht hat: Gerade einmal 30 Prozent bevorzugen den Begriff “Karriere”. Aber man lernt eben nie aus.
„Jobs“ als Bezeichnung für Karriere-Button eher ungeeignet
Und auch dass “Jobs”, ein Begriff, der auf vielen Websites den Weg zum Karrierebereich weist, in der Bewerbergunst ganz weit hinten liegt, dürfte viele überraschen, bestätigt aber meine oben getätigte Aussage. Lediglich 6 Prozent der Bewerber befürworten diese Bezeichnung. Eigentlich logisch, die Bezeichnung sollte nur dem vorbehalten sein, was dort primär angepriesen wird: nämlich den Jobs, den Stellenangeboten.
Menüpunkte immer eindeutig und beschreibend
Schließlich sollten Menüpunkte immer eindeutig und beschreibend und konkreten Rubriken vorbehalten sein. Insofern ist auch klar, warum Bezeichnungen wie „Arbeiten bei…“ und „Über uns“ (1,6 Prozent) in der Gunst der Bewerber ganz weit hinten liegen.
Begriff „Karriereseite“ ist alternativlos
Mag sein, dass sich die Begriffsbezeichnung in den nächsten Jahren komplett in eine andere Richtung entwickeln wird. So hat softgarden in der Studie „Glaubwürdigkeit von Arbeitgebern“ nicht nur nach der Glaubwürdigkeit einer Karriereseite gefragt, sondern auch nach alternativen Begriffen.
Demnach halten 68 Prozent der befragten Jobsuchenden den Begriff „Karriereseite“ für glaubwürdig, wobei jüngere Bewerber ihn positiver bewerten als ältere. Alternativ wurden Begriffe wie „Jobportal“, „Stellenmarkt“ oder „Erfolgsseite“ vorgeschlagen, die jedoch meist zu kurz greifen oder unpassend klingen. So vermittelt „Erfolgsseite“ eher ein abstraktes, unerreichbares Ziel und „Jobportal“ reduziert den Fokus ausschließlich auf offene Stellen. „Karriereseite“ bleibt aufgrund der etablierten Nutzung und des breiteren Verständnisses von Karriere (im Sinne von Entwicklung) die glaubwürdigere Option.
Mentales Modell der Nutzer ist auf „Karriere“ geprägt
Und nicht nur das: Das mentale Modell der Nutzer ist auf „Karriere“ geprägt. Dieser Begriff oder auch „Jobs & Karriere“, ein Begriffspaar mit Signalwirkung, lösen als Menüpunkte den Impuls aus, sich mit einem Arbeitgeber und seinen Stellenangeboten auseinanderzusetzen. Auch dann, wenn man gar nicht aktiv auf Jobsuche ist. Und das funktioniert nur, wenn der Karriere-Button immer im sichtbaren Bereich – also in der Hauptnavigation der Unternehmenswebsite – platziert ist. Denn ich kann es gar nicht oft genug wiederholen:
Jeder Besucher deiner Website ist immer auch ein potenzieller Bewerber!
Dieser Artikel erschien zuerst auf personalmarketing2null und wurde für den Karriereseiten-Blog aktualisiert.