Bei einem Relaunch der Karriere-Website (oder der Karriereseiten) steht oft die Überlegung im Raum, wie man diese nun umsetzen soll: Integriert in den bestehenden Unternehmensauftritt oder doch lieber als eigenständige Karriere-Microsite? Auch wenn der zweiten Variante der Vorzug zu geben ist, gilt hier wie so oft: Es kommt drauf an. Worauf und welche Vor- und Nachteile beide Varianten bieten und welche dritte Variante es gibt, verrate ich dir in diesem Artikel.
Welche Vor- und Nachteile haben Karriereseiten, die in die Unternehmenswebsite integriert werden?
Viele Karriereseiten werden in einen bestehenden Unternehmensauftritt (die Corporate Website oder auch Unternehmenswebsite) integriert. Als Bereich dieser gesamten Web-Präsenz werden hier sämtliche Informationen zum Thema Karriere bzw. zum Arbeitgeber aufbereitet und die Jobs gleich mit präsentiert. Obwohl die Mitarbeiter das wichtigste Gut eines Unternehmens sind (ohne passende Mitarbeiter kann ein Unternehmen nicht existieren und seine Produkte und Dienstleistungen an den Mann und die Frau bringen), werden diese im Verhältnis zum Rest der gesamten Website erfahrungsgemäß doch eher stiefmütterlich behandelt. Es sind nicht nur die im Verhältnis auch zu anderen Seiten eher spärlich ausfallenden Inhalte, meistens ist der Karrierebereich zudem noch so gut versteckt, dass ihn nur die finden, die viel Zeit haben und gezielt auf der Suche sind.
Die Integration der Karriereseiten in den Unternehmensauftritt
Im Idealfall aber sind diese Karriereseiten zum einen unmittelbar aus der Hauptnavigation über den Menüpunkt “Jobs & Karriere” und unter der URL www.tollesunternehmen.de/karriere (oder karriere.tollesunternehmen.de) bzw. den jeweiligen Unterseiten zu erreichen (also bspw. www.tollesunternehmen.de/karriere/bewerbungsprozess).
Vorteil einer in den Unternehmensauftritt integrierten Karriereseite
Der Vorteil einer in den Unternehmensauftritt integrierten Lösung ist, dass ein potenzieller Kandidat hier innerhalb einer geschlossenen Web-Präsenz alle weiteren Informationen zum Unternehmen und zu den Produkten oder Dienstleistungen findet. Ein weiterer Vorteil liegt in der Pflege der Seite: nur ein CMS (Content Management System) muss gepflegt werden. Theoretisch ergeben sich hier auch Vorteile in Bezug auf das Thema Suchmaschinenoptimierung, etwa weil die Domain und die Web-Präsenz mit all ihren Unterseiten eine höhere “Credibility” für Suchmaschinen haben kann. Man könnte auch einen Kostenvorteil thematisieren. Schließlich wird die Website ja ohnehin “gebaut”, das kommt also auf jeden Fall günstiger als eine eigenständige Lösung. Zumindest in der Theorie (natürlich muss aber auch hier Content produziert werden. Und der bedarf nun mal anderer Voraussetzungen als beim Rest der Website). Tja, und das war’s dann aber auch schon in der Regel. Was außerhalb der Regel gilt, verrate ich dir etwas weiter unten.
Nachteile einer in den Unternehmensauftritt integrierten Karriereseite
Was einerseits ein Vorteil ist, ist andererseits aber auch ein Nachteil: Der Nutzer wird von anderen Inhalten abgelenkt, auch mangelt es in der Regel an Übersichtlichkeit, da der Karrierebereich irgendwie auch noch im Rest des Unternehmensauftritts untergebracht werden muss. Und meistens auf der Strecke bleibt, weil die Karriereseite nach Meinung vieler Stakeholder, eingeschlossen der Geschäftsführung, einfach nicht wichtig genug erscheint oder HR die Stimme nicht hebt. Und so ist es nicht selten der Fall, dass HR, dass Recruiting, nicht in die Konzeptionsphase einer neuen Website mit einbezogen werden und wichtige, Recruiting-relevante Aspekte auf der Strecke bleiben. Da heißt es dann: friss oder stirb, nun sieh mal zu, wie du dich mit deinen Inhalten in das starre, vorgegebene Konzept zwängst und Funktionen wie bspw. das unternehmenseigene Stellenportal sinnvoll integrierst.
Hohe Abhängigkeit von Struktur und Gestaltung
Damit ist nicht nur die optische Gestaltung gemeint, also das Aufgreifen der Bildtonalität etwa, die das (Hochglanz) Corporate Design vorgibt, welches sich primär auf die Produktwelt bezieht, aber nicht auf die Darstellung als Arbeitgeber. Und Hochglanzwelten haben im Außenauftritt als Arbeitgeber nun mal nichts zu suchen (es sei denn, man ist tatsächlich so geleckt und konform, wie es die Bildwelten vermitteln). Mehr ins Gewicht fallen funktionale Aspekte, wie bspw. das medienbruchfreie Einbinden einer Stellenbörse oder von Job-Widgets an verschiedenen Stellen, die sich in einem vorgegebenen Raster oder einem schwerfälligen Content-Management-System (CMS) oft nicht umsetzen lassen.
Ein Bruch in Design und/oder Funktionalität kann zu Bewerbungsabbrüchen führen
Warum die Einbettung der Karriereseite in die Unternehmenswebsite eher abzulehnen ist, zeigen z. B. Produktnewsletter, Hotlines oder andere Funktionen, die primär für die Endkunden des Unternehmens gedacht sind, nicht aber für (potenzielle) Bewerber, was bei diesen wiederum zu Irritationen und im schlimmsten Fall zum Abbruch der Bewerbung führen kann.
Unternehmens-Uhren ticken langsam
Zu guter Letzt ticken die Uhren in vielen Unternehmen oftmals sehr langsam. Bis eine neue Website und damit auch die für den Recruiting-Erfolg maßgeblich entscheidende Karriereseite umgesetzt wird, vergehen nicht selten viele Jahre, weil viele Stakeholder unter einen Hut gebracht werden müssen. In einem immer enger werdenden Bewerbermarkt und vor dem Hintergrund einer unglaublichen Marktdynamik hast du dann schon viele potenzielle Kandidaten verloren. Und das wäre doch schade. Umso erforderlicher ist es, dass du seitens HR/Recruiting vorpreschst.
Eine vom Corporate Auftritt losgelöste Karriere-Website kann nicht nur viel schneller umgesetzt werden, sie bietet auch deutlich mehr Gestaltungsfreiraum und Einsatzmöglichkeiten als im Rahmen des starren Unternehmenswebsite-Korsetts. Bei solch einer vom Unternehmensauftritt losgelösten Web-Präsenz können wir dann von einer (Karriere-)Microsite sprechen. Aber ich möchte nicht vorgreifen.
Nachteile der in den Unternehmensauftritt integrierten Karriereseite auf einen Blick
Hier noch mal die zusammengefassten Nachteile, die gegen die Integration der Karriereseiten in den Unternehmensauftritt sprechen:
Eine in den Unternehmensauftritt integrierte Karriereseite …
- … bedeutet generell: keine Flexibilität!
- … ist abhängig von einer möglicherweise starren Struktur/einem veralteten/dysfunktionalem CMS der Corporate Site
- … bedeutet in der Regel eine schleppende Umsetzung (weil Wünsche und Anforderungen aller Stakeholder – mit Ausnahme von HR, die werden nicht gefragt und vor vollendete Tatsachen gestellt – unter einen Hut müssen)
- … bedeutet beim CMS: friss oder stirb
- erschwert die nahtlose Einbindung eines kandidatenzentrierten Stellenportals und/oder Bewerbungsprozesses (oder macht diese nahtlose Einbindung unmöglich)
- … ermöglicht keinerlei Einfluss auf Struktur/Funktionalität/SEO in Bezug auf Recruiting-Anforderungen…
- … bedeutet wenig Übersichtlichkeit und
- … verhindert dadurch den Fokus auf die für potenzielle Mitarbeiter relevanten Themen (und führt so zu vielen Absprüngen und verlorenen Bewerbern)
- … bedeutet die Ablenkung durch nicht im Kontext zum Arbeitgeber stehende Inhalte, wie z. B. Banner, Popups, Newsletter od. dgl.
Wann eine in den Unternehmensauftritt integrierte Karriereseite sinnvoll ist
Natürlich gibt es auch Fälle, in denen in die Unternehmenswebsite integrierte Karriereseiten durchaus sinnvoll sind. Etwa, wenn der Gesamtauftritt relativ schlank ist und alle Beteiligten mit vereinten Kräften das Projekt ohne Silodenken und Reibungsverluste nach vorn bringen. Vor allem aber, wenn beim Unternehmen Mitarbeiter quasi die Produkte des Unternehmens sind und im Vordergrund stehen, etwa bei Beratungen, ist es durchaus sinnvoll, Unternehmens- und Karriereauftritt miteinander zu verquicken. Werden Inhalte gezielt und sinnvoll untereinander verzahnt, bilden Mitarbeiter sowohl das Gesicht zum Kunden als auch zum potenziellen Kollegen, gibt es bei den Kernzielgruppen Schnittmengen, dann ergeben sich ungeahnte Synergien. Hier müssen aber wirklich alle Projektbeteiligten an einem Strang ziehen und sich aufeinander einlassen.
Die vom Unternehmensauftritt entkoppelte, eigenständige, Karriere-Microsite (Karriere-Website)
Eine Microsite ist eine schlanke(re), eigenständige, von der eigentlichen Corporate Website funktional (und gestalterisch) entkoppelte, Web-Präsenz mit – im Verhältnis zum größeren Unternehmensauftritt – wenigen Unterseiten und geringerer Navigationstiefe. Sie ist optisch und technisch komplett unabhängig von der Corporate Site und bildet thematisch und gestalterisch eine eigenständige Internetpräsenz, die in friedlicher Koexistenz mit ihrer „Mutter“, der Unternehmenswebsite, ein schönes Leben führt. Optisch eigenständig heißt natürlich nicht, dass diese komplett losgelöst vom Corporate Design ist. Trotz aller Unabhängigkeit muss bei der Karriere-Microsite eine klare Wiedererkennbarkeit (Stichwort Marke) gegeben sein. In der Regel sind dies vor allem das Logo und die Unternehmensfarben.
Zeitgemäßer, schlanker Auftritt
Bei einer Karriere-Microsite hast du endlich die Möglichkeit, sich zum Beispiel von verstaubten Schriften zu trennen und gegen zeitgemäßere bzw. (nicht nur auf Smartphones) besser lesbarere auszutauschen und auch sonst auf modernere Formate (bspw. Templates, Formulare) zu setzen.
Logisch, dass die Microsite unmittelbar aus der Navigation der Unternehmens-Homepage aus zu erreichen, nur gelangt der Nutzer in diesem Falle bei Klick auf „Jobs & Karriere“ eben nicht in die oft ohnehin schon unaufgeräumten Untiefen deiner Corporate Site, sondern auf eine eigenständige, schön aufgeräumte Präsenz und kann sich auf dieser Karriere-Microsite voll und ganz mit dem Unternehmen als Arbeitgeber auseinandersetzen. Und gelangt auch direkt dorthin, nicht erst über Los und ins Gefängnis, wie viele Unternehmen dies potenziellen Bewerbern zumuten, die per Klick auf den Karriere-Button erst noch auf einer Unterseite der Corporate Website landen, die nicht viel mehr als den Hinweis enthält, dass man doch bitte schön diesen Link noch anklicken möge, der einen dann aufs neue Karriereportal führt.
Jeder Besucher einer Website ist immer auch ein potenzieller Bewerber
Nur am Rande sei erwähnt, dass du selbstverständlich von der Karriere-Website auch auf die Corporate Site verlinkst, etwa um auf die umfassende Unternehmenshistorie zu verweisen oder aber, um bspw. Elektrotechnik-Ingenieuren, die eigentlich als Kunden/Interessenten auf deiner Website landeten (ersetze Elektrotechnik-Ingenieure durch jede potenzielle Zielgruppe), vor Augen zu führen, welche technischen Wunderwerke das Unternehmen entwickelt und was damit bewirkt werden kann (ersetze technische Wunderwerke durch jedes Produkt/jede Dienstleistung, die dein wunderbares Unternehmen feil bietet und vergiss nie:
Jeder Besucher deiner Website ist IMMER auch ein potenzieller Bewerber.
Nicht selten ist so eine eigenständige Karriere-Microsite dann aus o. g. Gründen auch deutlich moderner, wurde mit neuesten Webtechnologien umgesetzt und ist selbstverständlich für mobile Endgeräte optimiert (was bei einem veralteten Unternehmensauftritt möglicherweise nicht der Fall ist).
Vorteile einer Karriere-Microsite auf einen Blick
Hier noch mal die Vorteile, die für eine Karriere-Microsite sprechen:
Eine Karriereseite als Microsite …
- … bedeutet generell: Höchstmögliche Flexibilität!
- … ist vollkommen losgelöst von der möglicherweise starren Struktur/einem veralteten/dysfunktionalem CMS der Corporate Site
- … ermöglicht das nahtlose Einbinden des unternehmenseigenen Stellenportals – inklusive der Stellenanzeigen und dem sich daran anschließenden Bewerbungsprozess (losgelöst vom jeweiligen ATS)
- … ermöglicht eine schnellere Umsetzung (eine Karriereseite ist i. d. R. schneller umgesetzt, als eine komplexe Corporate Site)
- … ermöglicht die freie Wahl des CMS
- … ermöglicht mehr Einfluss auf Struktur/Funktionalität/SEO…
- … bietet mehr Übersichtlichkeit und
- … ermöglicht dadurch den direkten Fokus auf die für potenzielle Mitarbeiter relevanten Themen
- … vermeidet die Ablenkung durch nicht im Kontext zum Arbeitgeber stehende Inhalte, wie z. B. Banner, Popups od. dgl.
Nachteile einer Karriere-Microsite
Streng genommen gibt es keine. Klar, man könnte bspw. die doppelte Pflege der CMS nennen. Oder möglicherweise eine geringere Sichtbarkeit bei Suchmaschinen (theoretisch haben ältere oder Google bereits bekannte Domains einen höheren Vertrauensvorschuss. Aber eben nur theoretisch, denn zu SEO im Recruiting gehören weitaus mehr Faktoren und dieser ist eher zu vernachlässigen. Auch zusätzliche Kosten könnte man anführen. Natürlich ist für eine separate Karriereseite im Zweifelsfall mehr Budget anzusetzen. Aber dies steht in keinem Verhältnis zu den Kosten, die verursacht werden, wenn nicht investiert wird, Stichwort Cost of Vacancy.
Karriere-Landingpages für bestimmte Positionen oder Zielgruppen
Ein weiteres Szenario sind eigens für bestimmte Positionen oder Zielgruppen erstellte Karriere-Landingpages bzw. Microsites. Hier finden Nutzer dann umfangreiche, auf das Jobprofil zugeschnittene, Informationen über die gesuchten Mitarbeiterprofile, welche Projekte diese erwarten, wie ein typischer Arbeitstag aussieht, welche Vorteile das Unternehmen und der Standort bieten und warum man sich gerade bei dir als Arbeitgeber bewerben soll. Betrachte diese Microsites quasi als dauerhafte, um zusätzlichen, dynamischen Content angereicherte “Stellenanzeigen”. Ergänzen kannst du diese Informationen durch Bilder, Videos und Mitarbeiter-Testimonials, die verlinkten Social Media-Profile der Mitarbeiter und/oder im Kontext stehende Blogartikel. Die auf solchen Landing-Pages präsentierten Informationen zahlen ausschließlich auf die fokussierte Zielgruppe ein. Auch hier stellt die oben erwähnte Lösung eine gute Wahl dar.
Dieser Artikel erschien zuerst auf personalmarketing2null und wurde für den Karriereseiten-Blog aktualisiert.