Selbstselektion – was ist das eigentlich?

Selbstselektion auf Karriereseiten - was ist das

Im Employer Branding und Recruiting wird oft darüber gesprochen, wie wichtig es ist, die richtige Zielgruppe zu erreichen. Doch was viele Unternehmen übersehen: Sie können nicht „Everybody’s Darling“ sein, und sollten es auch gar nicht erst versuchen. Und genau hier kommt die Selbstselektion ins Spiel. Anhand relevanter und authentischer Informationen haben potenzielle Bewerber die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob ein Job oder ein Arbeitgeber zu ihnen passt. Doch was genau bedeutet Selbstselektion? Und warum ist sie so entscheidend für den Recruiting-Erfolg?

Selbstselektion erklärt

Starten wir mit einer Definition:

Selbstselektion beschreibt den Prozess, bei dem potenzielle Bewerber auf Grundlage der Informationen, die sie auf einer Karriereseite oder in einer Stellenanzeige finden, selbst entscheiden, ob sie sich für eine Stelle bzw. ein Unternehmen bewerben möchten. Im Gegensatz zur Fremdselektion, bei der Recruiter aktiv Bewerber aussortieren, entscheidet hier ein potenzieller Bewerber, ob die Anforderungen und Werte des Unternehmens zu ihm passen und ob die Stelle seinen Erwartungen gerecht wird.

Für dein Unternehmen ist dies ein unschätzbarer Vorteil: Durch gezielte und transparente Informationen …

  • … können ungeeignete Bewerber nämlich frühzeitig (quasi durch die eigene Auslese) aussortiert und
  • geeignete Kandidaten gezielt angesprochen werden.

Warum Arbeitgeber nicht Everybody’s Darling sein sollten

Das Problem: Viele Unternehmen haben Angst, potenzielle Bewerber zu verprellen und versuchen daher, es allen recht zu machen. Sie wollen für möglichst alle als Arbeitgeber attraktiv erscheinen.

Dass das nicht funktionieren kann, liegt eigentlich auf der Hand: Wer jedermanns Liebling sein will, ist jedermanns Depp und erreicht niemanden wirklich, weil eine klare Differenzierung fehlt.

Ein Arbeitgeber, der Everybody’s Darling sein will, läuft Gefahr, am Ende genau die Bewerber zu verlieren, die wirklich passen würden – und die anzuziehen, die er gar nicht will.

Nur echtes „Employer Branding“ ermöglicht Selbstselektion

Leider haben bisher nur wenige Unternehmen verstanden, dass Employer Branding nicht bedeutet, mit leeren Worthülsen und bunten Bildchen möglichst viele Bewerbungen zu generieren. Vielmehr geht es darum, die richtigen Menschen zu erreichen.

Das aber funktioniert nur, wenn ein Arbeitgeber ehrlich ist und seine Ecken und Kanten zeigt.

Denn nur auf diese Weise kann die Selbstselektion aktiv gefördert werden. Wenn du z. B. offen kommunizierst, dass deine Unternehmenskultur von flachen Hierarchien bestimmt ist oder es (konkret zu benennende) Herausforderungen im Arbeitsalltag gibt, werden sich die Kandidaten, die sich damit nicht identifizieren können, von selbst aussortieren und sich gar nicht erst bewerben. Und das ist auch gut so – denn du sparst dir jede Menge Zeit und Ressourcen, die du sonst in das Sichten ungeeigneter Bewerbungen und das Führen von Vorstellungsgesprächen mit ungeeigneten Kandidaten stecken müsstest.

Beispiele für Möglichkeiten der Selbstselektion auf Karriereseiten und in Stellenanzeigen

Ein paar Beispiele sollen noch einmal aufzeigen, wie relevante und transparente Inhalte in deinen Stellenanzeigen oder auf deiner Karriereseite zur Selbstselektion und damit zur Ansprache geeigneter Kandidaten beitragen können.

Unternehmenskultur und Werte

Eine gut gestaltete Karriereseite zeigt offen, welche Werte und welche Kultur in deinem Unternehmen gelebt werden. Ist es ein agiles Unternehmen oder ein Start-up mit kurzen Entscheidungswegen und flachen Hierarchien? Oder ein eher konservatives Unternehmen mit stark strukturierten Abläufen? Ist es ein Familienunternehmen oder ein Shareholder-getriebener Konzern? Die transparente Darstellung solcher Aspekte führt dazu, dass sich nur diejenigen bewerben, die sich mit der einen oder anderen Kultur identifizieren können. Wer lieber in einem streng hierarchischen Umfeld arbeitet, wird sich von einem agilen Unternehmen abschrecken lassen (und umgekehrt) – und das ist gut so, denn genau das ist der Sinn der Selbstselektion.

Aufgaben und Verantwortlichkeiten

Auch die Aufgaben sollten klar und konkret beschrieben sein. Wenn du bspw. eine Stelle für einen Entwickler ausschreibst, der sowohl Frontend- als auch Backend-Erfahrung benötigt, sollte das auch aus der Stellenanzeige hervorgehen. Für den einen oder anderen macht es auch einen großen Unterschied, ob er eine Website entwickelt, die den Massenkonsum weiter anheizt, oder eine Website, die einem gemeinnützigen Zweck dient. Wer sich eher auf das eine oder das andere spezialisiert oder wem eine sinnvolle Aufgabe wichtiger ist als das Wachstum des Unternehmens, wird schnell entscheiden können, ob die Aufgaben zu ihm passen. Wenn von vornherein kommuniziert wird, dass der Job die Bereitschaft zur Schichtarbeit voraussetzt, dann kommuniziere dies auch (und kommuniziere auch die positiven Seiten: Schichtzulagen, Freizeitausgleich usw.). Wenn der Job mit Schmutz, Lärm oder erhöhtem Stress verbunden ist, dann verschweige auch das nicht! Usw. usf.

Je transparenter du bist, desto besser kannst du sicherstellen, dass sich nur die richtigen Leute bewerben und du vermeidest eine Flut von unpassenden Bewerbungen.

Gehaltstransparenz

Das Thema Gehaltstransparenz ist ein zentraler Faktor bei der Selbstselektion. Unternehmen, die mit offenen Karten spielen und klar kommunizieren, welches Gehalt (oder welche Gehaltsspanne) sie für eine Stelle zahlen, vermeiden falsche Erwartungen und unnötige Verhandlungen. Gehaltstransparenz signalisiert zudem Offenheit und Wertschätzung – Eigenschaften, die potenzielle Bewerber schätzen und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass sich nur diejenigen bewerben, die mit den Gehaltsvorstellungen des Unternehmens übereinstimmen.

Auch hier bleiben dir Bewerbungen von ungeeigneten Kandidaten erspart – nämlich von denjenigen, deren Gehaltsvorstellungen weit über deinem Budget liegen. Andererseits kannst du Bewerbungen von Kandidaten generieren, die hinsichtlich ihrer Gehaltsvorstellung im Dunkeln tappten, dein Angebot attraktiv finden und sich daraufhin gerne bewerben.

Warum Selbstselektion entscheidend zum Recruiting-Erfolg beiträgt

Transparenz, Ehrlichkeit und Authentizität sind entscheidende Faktoren, um Selbstselektion zu fördern. Leider fehlt vielen Unternehmen der Mut, sich mit all ihren Ecken und Kanten so zu präsentieren, wie sie wirklich sind. Die Inhalte sind oft weichgespült, beschränken sich auf Werbebotschaften und entbehren jeglicher Relevanz.

Diese austauschbaren Inhalte bieten keine Entscheidungshilfe für oder gegen einen Arbeitgeber und schüren Misstrauen bei potenziellen Bewerbern. Und so führt diese Intransparenz und Austauschbarkeit auf Karriereseiten und in Stellenanzeigen schnell dazu, dass potenzielle Bewerber das Interesse verlieren oder – schlimmer noch – sich bewerben und später enttäuscht wieder abspringen, weil die Realität nicht den Versprechungen entspricht. Entsprechende „Empfehlungen“ auf kununu & Co. und im Freundeskreis inklusive.

Wer als Unternehmen aber ehrlich ist und auch die weniger idealen Aspekte offen zugibt, erhöht seine Glaubwürdigkeit enorm. Dies wiederum hat einen direkten Einfluss auf die Qualität der Bewerbungen:

Nur die Interessenten, die bereit sind, sich mit diesen Schwächen auseinanderzusetzen und diese akzeptieren, werden sich auf eine Bewerbung einlassen.  

Du willst nicht Everybody’s Depp sein

Es ist doch so: Am Ende willst du nicht möglichst viele Bewerber, sondern die richtigen (das hoffe ich zumindest). Diejenigen, die zu deiner Unternehmenskultur und den gelebten Werten passen, finden das ideale Arbeitsumfeld vor, sind produktiver und werden zum Unternehmenserfolg beitragen. Durch die Förderung von Selbstselektion – also durch klare, ehrliche und relevante Informationen – kannst du dir das Sichten unpassender Bewerbungen sparen und die Qualität der eingehenden Bewerbungen deutlich steigern.

Und immer daran denken: Everybody’s Darling zu sein, bringt dich im Recruiting nicht weiter.

Everybody’s Darling is Everybody’s Depp.

Das wusste schon Franz Josef Strauß, von dem dieses Zitat stammt. Da du sicher nicht Everybody’s Depp sein möchtest, muss es dein Ziel sein, diejenigen zu erreichen, die wirklich zu dir passen – und das erreichst du nur durch authentische und klare Kommunikation auf Karriereseiten und in Stellenanzeigen.

Und dabei helfen wir dir gerne!

Du brauchst Unterstützung bei deiner Karriereseite?

Der Bewerber steht nicht im Mittelpunkt

Vielen Agenturen fehlt das Gespür für ein gutes Layout und eine durchdachte, intuitiv nutzbare UX, andere wollen sich mit aufwendigen Spielereien profilieren, die sich am eigenen Ego, aber nicht am Nutzer orientieren. Vor allem aber fehlt das dringend notwendige Recruiting- und Karriereseiten-Know-how bzw. das Wissen, wie eine intuitive, zielführende Jobsuche funktioniert. Oder es wird versucht, ein Karriereseiten-Projekt inhouse mit eigenen Ressourcen und Bordmitteln umzusetzen. Das Ergebnis sind in beiden Fällen häufig schlecht funktionierende und nicht zu Ende gedachte Karriereseiten, irrelevante Inhalte, eine unbefriedigende Candidate Experience, Bewerbungsabbrüche und in der Folge unnötig lange Vakanzzeiten. Auch eine standardisierte „Baukasten-Karriereseite“, wie sie von einigen Anbietern bereitgestellt wird, bietet in der Regel keine wirklich zufriedenstellende Lösung. Sei es, weil Layout und Struktur nicht entsprechend individualisiert werden können, weil wichtige Funktionen fehlen oder weil das Ganze schlicht wie ein Baukasten wirkt, bei dem dann eine Karriereseite der anderen gleicht wie ein Ei dem anderen. Individualität, eine klare Differenzierung zu anderen Unternehmen? Fehlanzeige!

Unbefriedigende Nutzerfreundlichkeit von Karriereseite, Jobsuche und Bewerbungsprozess

Unternehmen, die ihre Karriereseite und Bewerbungsarchitektur nicht an den Bedürfnissen und Erwartungen der Zielgruppe ausrichten oder durch eine wenig nutzerfreundliche UX Inhalte und Funktionen nicht auffindbar machen, setzen den Recruiting-Erfolg – und damit auch den Unternehmenserfolg – vorsätzlich aufs Spiel.

Besonders kritisch zeigt sich dies vor allem bei der Integration und Funktionalität der unternehmenseigenen Jobbörse, wo häufig ausschließlich auf die bestehende Lösung der eingesetzten Recruiting-Software (ATS) vertraut wird. Ein fataler Fehler. Denn hier sind Bewerbungsabbrüche vorprogrammiert: Sei es aufgrund von Layout-, Funktions- und Medienbrüchen, wegen einer wenig intuitiven Suchfunktion oder aufgrund eines umständlichen Bewerbungsprozesses mit umfangreichen Formularen oder Registrierungszwang.

Mit anderen Worten: Die meisten Karriereseiten leiden unter einer schlechten Candidate Experience – mit massiven Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Arbeitgebermarke!

Mangelnde Relevanz, unzureichende Möglichkeiten der Selbstselektion​​

Abgesehen von einer unmittelbaren Adressierung der Zielgruppen (Schüler, Berufseinsteiger, Berufserfahrene & Co. sind keine Zielgruppen), mangelt es häufig an Relevanz: Egal ob Text, Bild, Video oder Audio – Inhalte, die auf die Bedürfnisse, Erwartungen und Wünsche der jeweiligen Zielgruppe zugeschnitten sind und die diese benötigt, um eine Entscheidung für oder gegen eine Bewerbung zu treffen (Stichwort: Selbstselektion), fehlen entweder ganz oder aber sind nur schwer zu finden. Fehlen relevante Inhalte, die anschaulich, verständlich, beschreibend und konkret sind, kannst du dem Nutzer, egal welcher Zielgruppe, keinen Mehrwert bieten und auch keine Wirkung bei ihm entfalten. Wenn es dir nicht gelingt, mit deinen Botschaften die richtigen Menschen von dir als Arbeitgeber zu überzeugen, wird es dir auch nicht gelingen, sie zu einer Bewerbung zu motivieren. Mangelnde Relevanz wiederum ist gleichbedeutend mit fehlenden Möglichkeiten der Selbstselektion: Wie soll ein Interessent herausfinden, ob er und dein Unternehmen zusammenpassen, wenn es an Transparenz und relevanten Informationen mangelt?